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Zwischen zwei Leben

Editorial Team

Ein Umzug ist immer aufregend und symbolisiert in gewisser Weise einen Neuanfang, auch wenn man nur eine Straße weiter zieht. Wechselt man aber nicht nur die Wohnung, sondern auch die Stadt und – wie in meinem Fall- sogar das Land, dann ist das ein komplett neues Leben. Des Studiums wegen bin ich letzte Woche von Deutschland nach Österreich gezogen und versuche seither mir hier Stück für Stück eine zweite Heimat, ein zweites Leben aufzubauen. Ich kann euch sagen, das ist nicht einfach.


Alles, was ich zu Hause bereits hatte, muss ich mir hier jetzt neu erkämpfen. Es wird noch lange dauern, bis ich ganz selbstverständlich weiß, mit welchem Bus ich wohin komme, ich Lieblingscafés gefunden habe und ich durch die Straßen laufe und dabei Leute treffe, die ich kenne. Momentan bewege ich mich noch völlig anonym und fremd durch die Stadt.

 

Natürlich hat das auch einige Vorteile. Denn selbst wenn ich mal nur wenig geschlafen habe und dementsprechend aussehe, kann ich sorglos zerknittert und blass durch die Gassen laufen, ohne Angst haben zu müssen jemanden zu treffen, der mich in dem Zustand besser nicht sehen sollte. Keine unangenehmen Begegnungen mit unliebsamen Bekannten, Ex-Freunden, Ex-Affären oder anderen Gefühlsirrungen. Man kann komplett neu anfangen und sein, wer und wie man möchte.

 

Auf der anderen Seite ist es natürlich auch schön, Leute zu haben, die einen schon lange kennen und eben genau wissen, wie und wer man ist. Es ist einfacher, man muss nicht viel erklären und versteht sich trotzdem ganz selbstverständlich. In meiner neuen WG zum Beispiel, war in der ersten Uniwoche verstärkt Party angesagt. Eigentlich war ich an einem Abend zu müde und hatte überhaupt keine Lust noch feiern zu gehen. Meinen Freunden daheim hätte ich das ohne Umschweife mitgeteilt und hätte mir trotzdem sicher sein können, dass sie mich beim nächsten mal trotzdem wieder fragen würden, ob ich mitkomme, in die Stadt, auf die nächste Party, wohin auch immer.

Vor meinen neuen Mitbewohnern konnte und wollte ich aber nicht schlappmachen und mich somit der Gefahr aussetzen, schon gleich in der ersten Woche meinen Ruf als Langweilerin des Jahrhunderts wegzuhaben.

 

Also bin ich mitgegangen, als sie loszogen. Um mich herum nur Leute, die ich weniger als eine Woche kannte. Und soll ich euch was sagen? Es war gar nicht mal so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Ich hatte Spaß, meine Müdigkeit war wie weggeblasen und ich hätte locker noch länger durchhalten können. Es ist also manchmal gar nicht so schlecht, offen zu sein für Neues und sich mal nicht so zu verhalten, wie man es normalerweise tun würde.

 

Wozu der ganze Aufwand, fragt ihr euch jetzt vielleicht. Naja, wenn man Glück hat entwickeln sich daraus tolle Freundschaften und man findet Menschen, vor denen man irgendwann doch wieder genau so sein kann wie man wirklich ist.

 

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