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„Mädchentag“

Editorial Team

Heute erzähle ich euch von meinem jüngsten Ausflug in die Modewelt. Meine Freundin hatte mich gefragt, ob ich bei der Abschlussmodenschau ihrer Schule ein paar ihrer Stücke präsentieren wolle. Ohne zu wissen, worauf genau ich mich da einließ, sagte ich zu. Die Show fand in München statt, die Location –das Kesselhaus- war fabelhaft, eine riesige, ehemalige Lagerhalle, in der Mitte ein Laufsteg. Einige der Designer hatten ihre Kollektionen ausgestellt, die wirklich beeindruckend waren. Leider hatte ich nicht viel Zeit mir alles genau anzuschauen, denn kaum war ich angekommen, ging der Stress los:

 

Ich wurde zum Schminken und Frisieren geschickt, wo ich zusammen mit 100 anderen Models auf eine freie Visagistin warten musste. Das „Geschminkt-Werden“ war sehr angenehm. Haarig wurde es dann beim Frisieren, zumal sich einige der Friseure als relativ zickig herausstellten. Sie zogen das Kritisieren eindeutig dem Frisieren vor, da sie an fast jedem dargebotenen Schopf etwas auszusetzen hatten. Irgendwann war das jedoch auch geschafft, das Schlimmste stand allerdings noch bevor: Die Show. Ich war sehr nervös, hatte ich doch überhaupt keine Erfahrungen im Modelbereich, geschweige denn auf dem Laufsteg.

Die Schuhe waren mörderisch, die Absätze Schwindel erregend hoch. Ich ging in den Backstage-Bereich um mich umzuziehen, aber das hätte ich mal besser bleiben lassen sollen. Dass ich die Allerkleinste sein würde, war mir schon vorher klar, aber als ich mich dort inmitten dieser großen, spindeldürren Mädchen beim Umziehen in meiner Strumpfhose verhedderte, fühlte ich mich auch noch plump und fett. Schrecklich. Zum Glück hatte ich nicht viel Zeit mir darüber Gedanken zu machen, denn es waren nur noch wenige Minuten bis zur Show und ich hatte genug damit zu tun, vor Nervosität nicht los zu kotzen. Ich war mir sicher, dass ich ausrutschen und ins Publikum fallen würde.

 

Dann musste ich raus. Ich rannte den Laufsteg rauf und runter, um die Sache möglichst schnell hinter mich zu bringen. Gott sei Dank schaffte ich es ohne hinzufallen oder umzuknicken. Ich war erleichtert. Aber die Aufregung war nach meinem Auftritt noch nicht vorbei, denn im Anschluss präsentierte die Abschlussklasse der Modeschule ihre Kollektionen und bei dieser Show lief eine Freundin von mir mit. Ich setzte mich ins Publikum und wartete gespannt und in Gedanken bei meiner Freundin im Backstage-Bereich, die sicherlich auch kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Dann fing die Show an. Und sie war fabelhaft. Die Jungdesigner hatten sich gegenseitig in Kreativität und Können übertrumpft, eine fantastische Kollektion folgte der anderen.

 

Von casual bis sportlich über elegant bis hin zu ausgeflippt, es war alles dabei. Ich hätte stundenlang zusehen können. Die Models präsentieren die Entwürfe mit einer beneidenswerten Grazie und Selbstsicherheit. Also genau so, wie ich auch gerne gewirkt hätte. Ich vermute aber, dass ich auf dem Laufsteg leider eher wie ein aufgescheuchtes Huhn aussah.

Ein paar Tage nach der Show habe ich mir Inline-Skates gekauft. Ich habe beschlossen, dass ich etwas für meine Oberschenkel tun muss, denn ich möchte auch solche Beine wie die anderen Models.

 

Mode, Schminke und Komplexe – das war wirklich ein echter Mädchentag.