Die beiden, die sich beim FASH 2010 den dritten Platz teilen sind André Amorim mit seiner Kollektion „Hello, Grandma!“ und Marieke-Sophie Schmidt mit ihrer Kollektion „Mimikry“. Beiden dürfen sich auf ein tolles Preisgeld freuen und einen Wertgutschein für Stoffe in Empfang nehmen. Der European Fashion Award – Fash 2010 wird von der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie verliehen. Unter dem Titel „Privacy“ mussten die Teilnehmer eine Kollektion entwerfen, die das Thema ansprechen.Der Award wird jährlich verliehen und bringt immer neue talentierte Designer zum vorschein. Dieses Mal punkteten dieses jungen talentierten Nachwuchs.Designer.
„Hello, Grandma!“ – Die kulturelle Kompetenz, mittels Kleidung eine eigene Sprache zu sprechen, definiert heute Status in der Gesellschaft. Jeder unter 30 Jahren versucht, individueller auszusehen als der andere – eine Explosion der Perspektiven. Alle sind Teil der Fashion-Community geworden. Privatheit hat für viele keine Priorität. „Die Allgegenwart der Mode und die Uniformität in all der Individualität haben zum Ausschluss allem Modischen in meiner Arbeit geführt. Stattdessen schaute ich in den Kleiderschrank meiner Großmutter. Dort fand ich Karos, grobe Stoffe, plissierte Röcke, viele Schürzen und schwarze Fransen-Tücher. Diese konservativen Elemente habe ich mit der elitären Realität für die Frauenkollektion ‚Hello, Grandma!’ kombiniert. Die Kleider erzählen Geschichten, so wie das faltige Gesicht meiner Großmutter am Fenster.“
Jurybegründung
Die Arbeit von André Amorim „Hello, Grandma!“ ist gewagt, frisch und spannend. Gerade weil er sich – als einzige Arbeit des European Fashion Awards FASH 2010 unter dem Thema „Privacy“ mit der Generationsfrage beschäftigt. Wie André Amorim die ganz persönliche Geschichte seiner Großmutter als Inspirationsquelle nutzt, berührt. André Amorim kommt so zu fortschrittlichen, modischen Lösungen, die in ihren Details, Proportionen und Schnitten neu und jung wirken. Die komplizierten Schnitte überzeugen am Körper und auf dem Laufsteg. Das Schneiderhandwerk ist herausragend, die Accessoires wie das Schultertuch bringen die Outfits auf den Punkt. Mitglied der Jury Marcel Herrig, Unicut Design Office, Shenzen/China
Ausbildung
8. Semester, Escola Superior de Artes Aplicadas de Castelo Branco, Portugal
Dozent: Brigida Ribeiros
Preis
1.500 Euro und einen Stoffgutschein im Wert von 500 Euro vom Textilverband Schweiz
Kontakt
andre_amorim86@hotmail.com
„Mimikry“ by Marieke-Sophie Schmidt
In der Öffentlichkeit gilt es, den Schein und das Gesicht zu wahren. Wir akzeptieren daher Konformität und unterwerfen uns Konventionen. Dresscodes – ob seriös im Anzug, chic im Abendkleid oder leger in Jeans – fördern die Anpassung. Dresscodes schützen aber auch die Privatsphäre wie ein Panzer. Die Frauenkollektion „Mimikry“ zeigt daher eine Außen- und eine Innenseite. Die Geschäftskleidung bietet Schutz und Sicherheit. Die Materialien sind stark, fest und starr. Schwarz steht für Macht, Seriosität und Anonymität. Integrierte Schutzpanzer beinhalten je ein weiteres, privates Kleidungsstück. Man kann es jederzeit entfalten. Mit der weiten und weichen Kleidung fühlt man sich frei, individuell und ungezwungen. Blau steht für Sehnsucht und Freiheit, pink für unsere schrille und exzessive Seite. Was wirklich privat ist, tragen wir im Kopf und nicht am Körper.
Jurybegründung
Marieke-Sophie Schmidt greift ein Klischee auf, das sich wie ein roter Faden durch alleeingereichten Konzepte zum Thema „Privacy“ des European Fashion Award FASH 2010 zieht: die starke Differenzierung zwischen Privat und Öffentlich, die zunehmend als bedrohlich empfundenwird. Marieke-Sophie Schmidt hat eine Arbeit geschaffen, die durch ihre Stringenz überzeugt. Details, wie der Gürtel, der zum einen als Panzer fungiert und zugleich die private Kleidungenthält, überzeugen. Diese Panzer erinnern an Schutzbekleidung für Motorradfahrer und Arbeiten von Vivienne Westwood zugleich. Marieke-Sophie Schmidts junge Ästhetik ist relevant, zeitgemäß, selbstverständlich und hat Witz. Mitglied der Jury Johan Buskqvist, Head of Design Adidas Originals, Herzogenaurach.
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Photos: Roderick Aichinger/SDBI Daniel Meyer/SDBI Fritz Beck/SDBI
Ausbildung
5. Semester, Hochschule für Künste Bremen
Prof. Kai Lehmann
Preis
1.500 Euro und einen Stoffgutschein im Wert von 500 Euro vom Textilverband Schweiz
Kontakt
marieke.schmidt@web.de