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Viva la revolución (d’amor)! – Lala Berlin H/W 2011

Editorial Team

Lala Berlin fordert die geistige Wende. Im Ringen um mehr Solidarität schlägt sich Lala Berlin deshalb symbolisch auf die Seite der Arbeiterschaft. Und zieht – ausschließlich bewaffnet mit kreativer Kraft – in den Kampf. Merkmale der Umformung und Neuordnung sind es auch, die die H/W-2011-Kollektion von Lala Berlin unter anderem kennzeichnen. Die etwa 30 Teile der klassischen Konfektion überraschen mit verschobenen Nähten, asymmetrischen Säumen und Halsausschnitten. Diese Konfusion unterminiert Lala-Berlin-typische Silhouetten und verleiht ihnen neuartigen Schwung.

 

 

 

Ebenso im Vordergrund steht eine verstärkte Experimentierfreude mit unterschiedlichen Längen und Stoffvolumen. Die lässigen Kleider, Röcke, Blusen und Tops laden dazu ein, in Layer-Technik individuell zusammengestellt zu werden. Folglich lassen sich schmale Langjacken und edle Revoluzzer-Parkas mit Minikleidern ebenso perfekt kombinieren wie coole Bomberjacken oder bauschige Pullover mit langen Kleidvarianten.

Stofflich zählen für Designerin Leyla Piedayesh gewohnt hochwertige Seiden- und Wollgeorgette-Garne, exklusive Baumwollseiden sowie Samte zum Material der alltagstauglich ersten Wahl. Die 30 Teile der Strickkollektion ergeben ein entsprechendes Bild, jedoch aufgrund der erweiterten Texturmöglichkeiten noch einmal deutlich dynamisiert. Ebenfalls für ein ausgiebiges Spiel mit dem Layer-Stil prädestiniert, dienen luxuriöse Kaschmirgarne als Basis für individuelle Designs, die von leger lang bis betont kurz und kastig reichen, abgestrickt beispielsweise zu weitmaschigen Pullovern in Spinnweben-Optik, teilweise herausgehoben durch samtige Raffinesse. Weiterhin stellen einzigartig gemixte Garne aus Boafedern, Kupfer, Titan oder Lamettafäden sowie insgesamt drahtig erscheinende Stoffe ein Novum in der Strickkollektion dar. Bei den Outdoor-Stücken dominieren rundliche Schnitte, gefertigt aus voluminösem Wollstrick, verarbeitet zu langen und halblangen Mänteln, kurzen Jacken und molligen Pullovern. Stilvoll abgesetzte Lederapplikationen in unbehandelter Used-Optik wirken als Code für alles Lebendige, Arbeitende, aber auch Schutzbedürftige und Angreifbare.

 

Von Leyla Piedayesh erstmals zur Saison Herbst/Winter 2011 vorgestellt wird ferner eine komplette Kollektion ihres neuen Sub Brands Atelier Lala Berlin. Thematisch der Hauptkollektion entsprechend, bezüglich der Stoffwahl und manuellen Verarbeitung jedoch bis ins exquisite Maximum gesteigert, kommt hier die kunstvolle Vereinigung der Kontrapunkte Premium-Fashion und Revolution besonders reizvoll zur Geltung. Zu den Highlights der 30 Konfektions- und 4 Strickteile zählen neben samtweichen Hosen, Overalls und Tops insbesondere die voluminösen Edelparkas und Bomberjacken in Hightech- Optik, extravagante Loop-Schlaufenstrickteile als Pelzersatz oder auch ein Abendkleid aus Metallgarn mit sündhaft tiefem Rückenausschnitt. Auffällig sind weiterhin Marmorierungs-Prints, deren freie Verläufe den Aspekt der Revolution und jede Form von naturchaotischer Schönheit modisch abstrahieren.

 

Der klassischen Arbeiterkleidung angenähert sind neben Rosewood oder Bernstein vor allem Weimaraner Grau, Dunkelblau, erdige Braun- und schlammige Grüntöne sowie Schwarz und Weiß Lala Berlins kollektionsübergreifende Farben der Saison. Ohnehin für ihre mutigen Tuch- und Accessoire-Kreationen bekannt, setzt Leyla Piedayesh im H/W 2011 auf den ultimativen Upper-Class-Affront und versieht ihre edlen Damengewänder mit scheinbar niederen Kreaturen wie Spinnen, Schaben und Käfern. Überdimensional aufgedruckt, perlenbestickt oder aus Schmuckteilen zu Broschen zusammengesetzt, sollen sie daran erinnern, dass von ganz oben bis ganz unten alles unverzichtbar in Abhängigkeit steht. Handwerklich anspruchsvoll, programmatisch jedoch brisant, beweist Leyla Piedayesh, dass Laufstegtauglichkeit für sie niemals alleinige Motivation für die Modeschöpfung war. Oft geht es um mehr. Manchmal um alles. Viva la revolución (d’amor)!