Auch die kontemplativen Stücke haben es in sich. Das harmonietrunkene „In Dictum“ schildert den Kampf mit den Dämonen des Selbstzweifels und ist eine Demonstration jenes schwelgerischen Folks, mit dem auch Bands wie Mumford & Sons dieses Genre modernisiert haben.
Nicht minder schön ist „Ghosts Of Memories“, eine akribische Ballade mit wunderschönem Refrain. „But I‘m Still Here, I’m Still Here“ ist eine sich tief unter die Haut bohrende Überlebenshymne, „Feathered Pocket“ ein hochemotionaler Nervenkitzel einer Liebeserklärung. „Wallis Bird“ ist das persönlichste und wohl auch ernsthafteste Album der Singer-Songwriterin. „Jede einzelne Note, jede Textzeile hat einen Bezug zu meinem Leben. Jeder Moment ist mit Bedacht gewählt.
Selbst die Fehler sind beabsichtigt“, gesteht sie mit feinem Lächeln. Wie viel Liebe und Akribie Wallis Bird in ihr neues Album hineingesteckt hat, ermisst sich auch in der handgefertigten Akustikversion des Albums, trefflich „The Mistakes Are Intentional“ benannt, das bereits im November in einer auf 1000 Exemplare limitierten Auflage online angeboten wurde und binnen weniger Tage ausverkauft war. Nicht nur das handgefaltete Booklet auch die aus Stoffen genähten Hüllen entstanden im Kreis ihrer Familie und ihrer Freunde in liebevoller Handarbeit.
Die Akustikversionen dieser Blaupause des eigentlichen Albums, allesamt zusammengeschmiedet in ihrem eigenen Zimmer, sind faszinierende Songskizzen, bei denen die Nebengeräusche häufig belassen wurden, was die ganz besondere Atmosphäre dieser Momentaufnahmen widerspiegelt. Damit nicht genug, ist zum neuen Album mittlerweile auch eine filmische Dokumentation entstanden, die Wallis Bird auf Streifzügen durch die Stadt und die Natur begleitet – und die Genese des Albums mit anderen Mitteln transportiert.
Dass Wallis bei den Aufnahmen von einem Wolf ins Gesicht gebissen wurde, gehört zu den kathartischen Momenten in der Vita dieser lebenserfahrenen jungen Frau, der als kleines Kind nach einem Unfall die Finger der linken Hand abgetrennt worden, doch bis auf einen alle wieder angenäht werden konnten. Es grenzt schon an ein Wunder, dass aus diesem traumatischen Erlebnis eine traumhafte gute Gitarristin hervorgegangen ist.
Was man auf keinen Fall außer Acht lassen darf, ist das organisch gewachsene Bandgefüge. Da ist in erster Linie das Brüderpaar Christian und Michael Vinne, die von Anbeginn an als Schlagzeuger und Bassist ein eingespieltes Rhythmusgespann bildeten. Mit den beiden ist sie musikalisch gereift, eine tiefgreifende irisch-deutsche Freundschaft hat sich da entwickelt. Mittlerweile spricht auch Wallis selbst ein ganz charmantes Deutsch. Eine weitere Dimension – speziell bei den Live-Auftritten – kommt durch die irische Sopranistin Aoife O’Sullivan hinzu.
Und der Multiinstrumentalist Aidan, ein in Belgien lebender Ire, hat der Band bei den letzten Tourneen erlaubt, noch mehr Vielschichtigkeit zu entwickeln. Last but not least darf man auch Marcus Wüst nicht vergessen, der gemeinsam mit Wallis ihre Alben produziert und arrangiert und der für die offenherzige Künstlerin ebenso zu ihrem festen Freundeskreis und kreativen Umfeld gehört wie das in Berlin und London ansässige Management.
Die irische Sängerin und Gitarristin, die mit ihren ersten beiden Alben „Spoons“ und „New Boots“ zu einer der wichtigsten und beliebtesten Musikerinnen Irlands avanciert ist, kann schon einige Erfolge aufweisen. Ihre erste EP „Branches Untangle“, die sie in Eigenregie veröffentlicht hatte, verkaufte sich im Jahr 2006 allein in Deutschland sage und schreibe 5000 Mal und im selben Jahr war sie die erste Künstlerin ohne Plattenvertrag, die beim SWR3 New-Pop-Festival in Baden-Baden auftrat. Die Single „Blossoms In The Street“ hielt sich hierzulande 20 Wochen in den Airplay-Charts. Das ein Jahr später folgende Debütalbum „Spoons“ reüssierte in Großbritannien auf Platz fünf der digitalen Album-Charts.
Ein weiterer Coup, der ihre Popularität steigerte, war ihre Version des Depeche-Mode-Klassikers „Just Can’t Get Enough“ für eine groß angelegte Werbekampagne einer englischen Tageszeitung im Jahr 2008. Ein Jahr später wurde Wallis Bird mit dem Meteor Award als größte irische Hoffnung ausgezeichnet und konsolidierte in der Folge ihren Erfolg mit dem großartigen Album „New Boots“, auf dem sie ihren stilistischen Facettenreichtum ebenso demonstrierte wie ihre unglaubliche Dynamik. Bei ihren von der internationalen Presse stets mit Begeisterung aufgenommenen Konzerten übertrifft sie sich gleichwohl selbst. Wallis Bird, die seit kurzem in East London inmitten einer Künstlerkommune lebt, hat über eine Länge von drei Studioalben ein wahrlich aufregendes Gesamtwerk geschaffen.
Als Konzertkünstlerin zieht sie zunehmend immer größere Kreise und ist mittlerweile auf den renommiertesten Festivals in ganz Europa aufgetreten. In Großbritannien wird sie ebenso gefeiert wie hierzulande. Während sie nach Ländern wie Frankreich und Belgien im Herbst des Jahres 2011 auch in Italien neue Fans gewinnen konnte, steht für das Frühjahr 2012 ihre bis dato längste Deutschlandtournee auf dem Plan. Es steht außer Frage, dass Wallis Bird ihr Publikum einmal mehr im Sturm erobern wird. Kritiker betonen ein ums andere Mal, was für eine sensationelle Performerin sie ist. Man muss Wallis Bird einfach live erlebt haben, ihr Album „Wallis Bird“ bildet in diesem Sinne das optimale Entree in das farbenfrohe künstlerische Kaleidoskop einer der vitalsten Künstlerinnen unserer Zeit.
WALLIS BIRD LIVE 2012
20.03. Ulm – Roxy
22.03. München – 59to1
23.03. Mannheim – Capitol
26.03. Kassel – Schlachthof
27.03. Köln – Kulturkirche
28.03. Hamburg – Knust
29.03. Berlin – Lido
11.04. Magdeburg – Projekt 7
12.04. Bielefeld – Forum
13.04. Bremen – Tower
14.04. Münster – Gleis 22
15.04. Duisburg – High5Club
17.04. Leipzig – Moritzbastei
18.04. Würzburg – Posthalle
19.04. Jena – F-Haus
20.04. Nürnberg – MUZclub
21.04. Stuttgart – Club Zentral
23.04. Freiburg – Jazzhaus
25.04. Konstanz – Kulturladen
27.04. Karlsruhe – Substage
28.04. Frankfurt – Zoom