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„Lieblingsmenschen.“

Editorial Team

Neulich unterhielt ich mich mit einem Arbeitskollegen über Männer- und Frauenfreundschaften und welche wohl die bessere sei. Mein Kollege, nennen wir ihn mal Martin, also Martin war der Ansicht, dass Männerfreundschaften so toll seien, da sie so unkompliziert wären.

Kein Gezicke. Streit käme zwar auch schon mal vor, aber kurz danach würde beim gemeinsamen Bier wieder Friede, Freude, Eierkuchen herrschen. Martin verdeutlichte mir folglich dass Frauenfreundschaften hingegen genauso kompliziert seien, wie das weibliche Geschlecht an sich.

Nun, ich muss sagen, dass ich aus einem großen Erfahrungstopf schöpfen kann, hatte ich in der Grundschule doch jede Woche eine neue beste Freundin. Damals war es noch einfach. War in der einen Woche noch Lisa meine allerbeste Freundin und alle anderen blöd, so hing ich in der folgenden Woche schon mit Jasmin ab, denn die war einfach viel besser in Gummitwist.

 

Irgendwann kommt dann aber die Zeit, in der Freundschaften nicht mehr davon bestimmt werden, wer einem die meisten Glitzersticker oder Pferdeposter schenkt. Als ich 14 war, brauchten meine Freundinnen Nerven wie Drahtseile, denn ich war in einen drei Jahre älteren Typen aus unserer Schule verknallt und erzählte ihnen jeden Tag, dass ich nie wieder jemand anderen lieben würde, denn er sei schließlich soooooo süüüüüß!

Und das obwohl ich noch nie mit ihm geredet hatte und er vermutlich kleine Mädchen mit Kurzhaarfrisur und roten Karottenhosen nicht so süß fand… Ungeachtet dessen wie peinlich diese Phase im Nachhinein erscheinen mag, sie hat uns zusammengeschweißt.

Schließlich hätte nicht jede Freundin mit mir auf dem Schulgang auf meinen Schwarm gewartet, um ihm dann unauffällig kichernd zu folgen. Jahrelang haben meine Freundinnen sich meine Probleme bis ins letzte Detail schildern lassen. Und das nicht nur einmal. Umgekehrt war es natürlich genauso.  Ich glaube nicht, dass es noch irgendeinen Typen in unserem Bekanntenkreis gibt, dessen Verhalten wir nicht versucht (!) haben, bis ins letzte Detail zu analysieren.

Wenn man so viel über einander weiß und zusammen durchgemacht hat, verbindet das natürlich ungemein. Meine besten Freundinnen kenne ich seit ich sechs bin und wenn wir uns treffen, packen wir gerne wieder mal die alten, peinlichen Geschichten der anderen aus. Natürlich gab es auch schon oft Probleme zwischen uns, manchmal sogar richtig schlimm, mit Ignorieren und allem was zu so einem richtigen Frauenstreit dazugehört.  Aber wir finden immer wieder zueinander, da man auf so einen großen und wichtigen Teil seines Lebens nicht verzichten möchte. Und ich denke das ist es, was zählt. Nicht, wie oft man sich streitet oder aus welchen Gründen man sich streitet. Sondern, dass man am Ende doch immer wieder zueinander findet. Das macht eine Freundschaft stärker und inzwischen glaube ich wirklich, dass meine Freundschaften für immer halten und Alles überwinden können.

Nicht so wie damals mit Lisa…“