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Hien Le SS 2012: „3“ – Berlin Fashion Week

Editorial Team

Nicht umsonst verkörpert die Zahl „3“ das Prinzip der Synthese von zuvor Unverbundenem: In seiner dritten Kollektion gelingt es Hien Le, persönliche und kulturhistorische Aspekte in gestalterischen Einklang zu bringen. Seine Sommerkollektion 2012 referenziert die Herkunft seiner eigenen Familie aus Laos und integriert so zugleich die kulturhistorische Vergangenheit des Landes, das bis 1954 Teil Französisch-Indochinas war. Beide Aspekte gehen in Hien Les minimalistischem Formverständnis auf. Obwohl er dieses eher von deutschen als von asiatischen Vorbildern geprägt sieht, widmet er diese Kollektion ausdrücklich seinem Großvater, der in Laos noch während der Kolonialzeit als Schneidermeister arbeitete. Die Entscheidung für eine Frauen- und eine Männerlinie, die einem einheitlichen Kollektionskonzept folgen setzt Hien Le auch dieses Mal fort. Durch die Benennung…

 

…der einzelnen Kleidungsstücke nach weiteren Mitgliedern seiner Familie wird die enge gestalterische Verwandtschaft beider Linien betont: Teile für Frauen tragen Namen der mütterlichen Seite, Männerkleidung diejenigen der väterlichen. Für den Sommer 2012 nahm Hien Le sich die zurückgenommene Eleganz der Alltagskleidung zum Vorbild, die sich im Laos des französischen Protektorats aus der gegenseitigen Beeinflussung von Bevölkerung, Kolonialherren und dem südostasiatischen Klima entwickelt hatte. Die Schlichtheit und Finesse dieser fernöstlichen Interpretation europäischer Kleidung kommt in kragenlosen Hemden und Blusen ebenso zum Ausdruck wie in Hosen mit weitem Bein.

Die Farben der Entwürfe stimmen in das Wechselspiel von Schlichtheit und Subtilität ein: Die Kollektion kommt wie stets ohne Schwarz aus und changiert stattdessen zwischen wechselnden Abtönungen von Weiß, Beige und Grau. Kontrastiert werden diese von dunklem Blau und Akzenten in kräftigem Rot, sowie in sanften, pastelligen Gelbtönen. Anstelle folkloristischer laotischer und vietnamesischer Trachten steht die Zurückhaltung der lokalen Alltagskleidung im Zentrum, die für Hien Le in ihrer Einfachheit große Aktualität besitzt; angeregt wurde er durch das Schmökern in den Fotoalben seiner Familie und fand dort anstelle von klischeehafter Exotik europäische Bekleidungstraditionen wieder, die sich mit denen Ostasiens homogen verbunden hatten. Mit ihrer Neuinterpretation führt Hien Le in der Sommerkollektion 2012 diese stilistische Verbindung in einer gestalterisch purifizierten, europäischen Rückübersetzung fort.