Fragen und Antworten von Regisseurin Julie Delpy

Editorial Team

Julie Delpy wurde am 21. Dezember 1969 in Paris als Tochter der Theater- und Filmschauspieler Albert Delpy und Marie Pillet geboren. Schon mit sieben Jahren stand sie an der Seite ihres Vaters für den Kinofilm Guerres civiles en France vor der Kamera. In Autorenfilmen von Regisseuren…

 


…wie Jean-Luc Godard und Leos Carax geriet sie erstmals in die Aufmerksamkeit von Kritik und Publikum.

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Familientreffen mit Hindernissen ab 09. August im Kino

 

 

Hatten Sie keine Angst, mit einem so großen Ensemble zu arbeiten?
Es war tatsächlich ein einziges Chaos, aber wir hatten auch sehr viel Spaß! Wir drehten in der Bretagne und wohnten alle im selben Hotel. So konnten sich meine Schauspieler mühelos miteinander anfreunden. Alle freuten sich, morgens ans Set zu kommen und sich wiederzusehen. Für mich ist es ganz entscheidend, dass sich meine Schauspieler wohlfühlen. Ich hasse es, wenn Dreharbeiten von Spannungen und Konflikten belastet werden.

Wie haben Sie Ihre Schauspieler gewählt?
Wir haben ganz viele Zusammentreffen organisiert, weil ich sehen wollte, ob und wie die Paare im Film miteinander harmonieren. Nehmen wir Aure Atika und Jean-Louis Coulloc’h – die beiden geben ein ungewöhnliches Paar ab, und das fand ich sehr spannend.

Das Gleiche gilt für Noémie Lvovsky und Candide Sanchez, die aus sehr unterschiedlichen Schauspieler-Welten kommen. Gelingt es einem, die Chemie zu erspüren, die Schauspieler miteinander haben, stellt sich beim Drehen ein gewisser Zauber ganz von selbst ein.

Wie haben Sie Ihre Schauspieler geführt?
Mich interessiert das konkrete Handeln meiner Figuren mehr als ihre Psychologie. Deshalb war es mir zum Beispiel wichtig, dass Eric Elmosnino eine sehr zärtliche, väterliche Beziehung zu seiner Tochter hat – auch wenn Eric seine Figur anfangs überhaupt nicht so anlegen wollte.

 

Ich sagte ihm, dass er der Onkel und der Patenonkel der anderen Kinder ist, und habe ihn gebeten, sie in den Arm zu nehmen und zu küssen. Eric ist ein Schauspieler, der natürlich sofort begreift, was man von ihm erwartet, und das hat mir meine Arbeit ungemein erleichtert. Die Wärme und Zuneigung im Umgang mit den Kindern sind es, die der Figur ihre ganze Ausstrahlung verleihen.

 

 

 

 

 

Die Schauspieler gehen ganz und gar in ihren Rollen auf.
Das liegt natürlich auch an ihrem Look. Mein Kostümbildner Pierre-Yves Gayraud und ich haben uns intensiv mit dem Kleidungsstil jeder einzelnen Figur beschäftigt. Das war unverzichtbar, denn Kleider machen bekanntlich Leute.

Aber genauso wichtig ist es, wie sie sich geben – ihre Art, eine Zigarette zu halten oder die Hände zu bewegen – oder welche Frisuren sie tragen. Das alles offenbart sehr viel über einen Menschen. Auf diese Weise erschaffen Schauspieler ihre Figuren.

Wie gingen Sie beim Kindercasting vor?
Damit habe ich mich sehr lange beschäftigt, denn für den Film war es ja ein entscheidender Faktor. Manche Kinder habe ich mehrfach eingeladen, um zu überprüfen, wie sie im Zusammenspiel mit den anderen Kindern wirken. Auch in der Bretagne haben wir ein Casting veranstaltet.

Wenn man den Film sieht, hat man den Eindruck, dass die Dreharbeiten sehr fröhlich, quasi wolkenlos gewesen sein müssen…
Das waren sie auch – obwohl wir nur sechs Wochen Drehzeit hatten und einige meiner Schauspieler gleichzeitig in anderen Filmen spielten. Die Logistik war ziemlich kompliziert und hat uns so manches Kunststück abverlangt. Aber am Set herrschte gute Laune, und die prägt auch den fertigen Film.

Wussten Sie von vornherein, dass Sie in Ihrem Film mitspielen würden?
Als ich das Drehbuch schrieb, dachte ich, dass ich die Rolle von Tante Clémentine, der Lehrerin, übernehmen würde, eine eher kleine Rolle. Aber als der Film dann endlich in Arbeit ging, waren einige Jahre vergangen. Und ich war ungefähr so alt wie meine Mutter zu jener Skylab-Zeit. Also beschloss ich, sie zu spielen – was zweifellos einer Art Hommage gleichkommt.

Können Sie uns etwas zur Kameraarbeit sagen?
Ich entschied mich für Lubomir Bakchev, mit dem ich schon 2 Tage Paris gedreht hatte. Ich mag ihn sehr, weil er die Kamera selbst führt und auf diese Weise ganz nahe bei den Schauspielern bleibt.

 

Er ist kein Egomane, steht mit beiden Füßen auf dem Boden und strahlt etwas Beruhigendes aus – was für mich sehr wichtig ist, denn ich bin schnell total gestresst! Was mir vorschwebte, waren lebendige, fröhliche, sonnige Bilder, die die Freude einfangen, die die Figuren beim Dreh ausstrahlten.

Wie gingen Sie bei der Musikauswahl vor?
Ich arbeitete diesmal mit einem Music Supervisor zusammen, und im Film ist nur „zufällige“ Musik zu hören.

Besonders wichtig war in diesem Zusammengang natürlich die Dorfdisco, der Zuschauer sollte sich mit dem kleinen Mädchen identifzieren können, wenn es einen Stehblues tanzt und sich dabei zum ersten Mal verliebt. Jeanne Moreaus „Ni trop tôt, ni trop tard“ wählte ich aus, weil ich dieses Lied sehr mochte, als ich klein war. Ansonsten werden die Lieder, die zu hören sind, von den Figuren gesummt oder gesungen.