Adieu Tristesse! – Finalisten Designer am Rhein 2010

Editorial Team

In wirtschaftlich schweren Zeiten ist es die Kreativindustrie, die gerade jetzt einen spürbaren Aufschwung erlebt. Die Menschen streben nach Neuem, Unverbrauchten, möchten dem Wesentlichen auf die Spur kommen und sich selbst neu erfinden. Endloses Retro- Recycling sucht man vergeblich und ist längst nicht mehr en vogue. Die Igedo Company nutzt in Kooperation mit der AMD Akademie Mode & Design Düsseldorf diese Dynamik und initiiert auch zur cpd wieder den Wettbewerb „Design am Rhein“ für junge europäische Nachwuchstalente der Modeszene.

 

Design am Rhein“ fördert den Dialog zwischen den Kreativen der Branche, er stellt öffentliche Aufmerksamkeit her, verblüfft, überrascht und regt neue Ideen an. Die cpd ist eine Chance für die nächste Generation: Zehn Finalisten kämpfen mit ihren Kollektionen um den ersten Platz. Auf den Gewinner warten neben einem individuellen Förderprogramm auch ein medienwirksamer Auftritt. Zusätzlich zu einer professionellen Pressebetreuung durch die Igedo Company spendiert „eyelikeit – visual solutions“ die Umsetzung einer eigenen Internetpräsenz und der Fotograf David Helmrich ein professionelles Fotoshooting der aktuellsten Kollektion.

 

Aus 92 internationalen Bewerbern haben es zehn junge Designer aus sechs Ländern beim diesjährigen Wettbewerb ins Finale geschafft. Eine hochkarätige internationale Expertenjury wird in einer von der Igedo Company organisierten Finalistenshow bis zu fünf Gewinner ermitteln, die als Sieger für zwei Saisons einen Stand auf der cpd erhalten werden. Der Erstplatzierte darf seine Kollektion zusätzlich auf der CPM präsentieren. Die Preisverleihung findet auf der cpd am 07. Februar im Showcase Düsseldorf um 16.00 Uhr in Halle 11 statt.

 

Das sind die diesjährigen Finalisten:

 

Andrea Kristić wurde 1986 in Sarajevo geboren und studierte Modedesign am Artez Institute of the Arts in Arnheim. Ihre Mode verfolgt einen intellektuellen Denkansatz und sucht nach einer Neuinterpretation der modernen Frau, in der Geschlechterrollen aufgebrochen werden und männliche Komponenten eine große Rolle spielen. Ihre Entwürfe kombinieren klassische und hochwertige Stoffe mit futuristischen Materialien um einen teils fließenden, teils statischen Charakter zu kreieren. Ihre aktuelle Herbst/Winter Kollektion 2010/11 „Tranquil Motility“ entsprang aus der Idee des „Panta Rhei“ – alles fließt. Runder Faltenwurf in Kombination mit fließenden Stoffen und bauschiger Wolle spiegeln Formen aus der Natur wider und sind ein Zeichen absoluter Beweglichkeit.

 

 

Die 1982 in Weißrussland geborene Anna Jazewitsch studierte an der FH Bielefeld Modedesign und machte ihren Abschluss dort im Jahre 2009. Ihre Kollektion für Herbst/Winter 2010/11 mit dem Namen ‚Ofimatica‘ versucht eine künstlerische und logische Damenarbeitskleidung für den täglichen Gang ins Büro für die heutige Zeit zu entwickeln. Die Kleidung könnte als vorgeschriebene Uniform für moderne und zukunftsorientierte Unternehmen dienen, soll aber auch eine kreative Atmosphäre schaffen und die Effizienz der Arbeit und die Zufriedenheit der Trägerin gewährleisten.

In ästhetischer Hinsicht drückt sich in der Kollektion dieser Konflikt in zwei konträren Designansätzen aus. Einerseits geben die Kleider sehr wenig Raum, die Schönheit des Körpers zu entfalten und bringen ihn in feste, strenge und fast mathematische Formen. Durch die Farbgebung in überwiegend blauen, grauen, cremefarbenen sowie schwarzen Tönen wirkt die Kollektion im ersten Moment ziemlich kühl und offiziell. Dem gegenüber steht jedoch der digitale Stoffdruck, der durch ein buntes und organisches Muster den Bezug zur Natur darstellt und an Wasser erinnert, in dem sich das Sonnenlicht in allen Farben bricht und widerspiegelt.

 

 

Das Modelabel Dora Abodi der jungen Rumänin Dorottya Abodi Nagy entstand bereits während ihres Modestudiums an der Mod’Art International Art and Fashion Academy in Budapest. Ihre avantgardistische Herbst/Winter Kollektion 2010/11 trägt den ungewöhnlichen Namen ‚David Bowie in Atlantis‘ und ist inspiriert von einer Kombination aus Formen und Farben des Meeres mit David Bowies charakteristischem Rock-Glam der 80er Jahre. So zeigt sie innerhalb einer Kollektion minimalistische Silhouetten in opulent-glänzenden und fischartig-verspielten Materialien und schafft einen Bezug zu einer geheimnisvollen Unterwasserwelt in der alles ständig in Bewegung ist. Dem gegenüber stehen elastische Bodies und Leggins, metallische Seide, irisierende Plastikstoffe und Lederjacken mit ausladenden Schulterpolstern.

 

 

Das Modelabel ‚Großer Heinrich‘ wird von den beiden Designerinnen Astrid Großer und Gerti Heinrich als „wahrnehmungsdiagnostisches Experiment“ beschrieben. Ihre Abschlusskollektion der FH Hannover trägt den Namen ‚Die Flügelchen machen die Bären so lustig‘ und zeigt eine Kollektion von Bären, Schmetterlingen, Klecksen und Zufall. Die durch Hermann Rorschach bekanntgewordene Methode der Psychodiagnostik mittels Deutung von Klecksbildern ist dabei die kreative Grundlage des Designprozesses; hieraus entwickeln sich Methoden zur Form- und Farbfindung. Die Materialauswahl kennzeichnen dynamische Wechselbeziehungen; ein Spiel unterschiedlicher Oberflächen und Strukturen. Das Verschmelzen und Ineinanderlaufen von glatten, seidigen, rauen und groben, gewebten und gestrickten Haptiken unterstreichen die Vielschichtigkeit und spiegeln den Facettenreichtum und das Flirren der farbigen Drucke auf materieller Ebene wider. Daraus entsteht ein Kollektionsbild, das nicht clean und puristisch ist, sondern komplex, organisch und reich an Farb-,Form- und Materialkombinationen.

 

 

Die Kollektion ‚Trompe l’oeil‘ der Designerin Lena Hasibether, die ihren Abschluss in Modedesign an der FH Bielefeld absolvierte, ist eine Interpretation der griechischen Antike. Die Ästhetik der Statuen und der drapierten Kleidung wird in modernes Design transformiert. Es ist eine Auseinandersetzung mit geometrischen Formen, klaren Silhouetten, Drapierungen und unterschiedlichen Materialien unter Berücksichtigung der Tragbarkeit. Die Kollektion steht für weibliche Ästhetik und den bedeutenden Einfluss, den die Kunst auf die Mode hat. Vergangene Epochen sind immer eine starke Inspiration für viele erfolgreiche Designer. Die beiden Hauptaspekte der Kollektion sind Körper und Bewegung. Ein weiteres Thema mit dem sich die Kollektion beschäftigt ist die Illusionsmalerei Trompe l‘oeil, nach der die Kollektion benannt ist. Die antike Inspiration wird so mittels Fotoprint, Transparenz und Dreidimensionalität übersetzt. Der Faltenwurfprint ist der rote Faden der Kollektion und fungiert als Abstraktion des Themas. Die Schnitte der bedruckten Teile wurden digitalisiert, Faltenwürfe wurden aus fließendem Stoff drapiert, abfotografiert und auf die Schnitte platziert.