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Weitere Antworten von Margarethe von Trotta

Editorial Team

Interview

Entstanden ist das sehr berührende Porträt einer Frau, die nicht nur kompromisslos und unangepasst denkt, sondern mit viel Humor und Herzenswärme ein außergewöhnliches Leben führt. Fast ‚en passant‘ reflektiert von Trotta zudem die…

 

 

…gesellschaftliche Atmosphäre der 60er Jahre und den damals schwierigen Prozess der Auseinandersetzung mit dem Horror des Nazi-Regimes. Und offenbart, wie weit Hannah Arendt ihrer Zeit voraus war.

HANNAH ARENDT wäre kein von Trotta-Film, wenn wir darin nicht auch Hannah, die Frau, Geliebte, Freundin kennenlernen dürften, um die Komplexität dieser großen Denkerin besser verstehen zu können.

Im Film geht es auch um ihr Leben in New York, ihr Leben mit Freunden, ihre Liebe zu Martin Heidegger – wobei wir davon überzeugt sind, dass Heinrich Blücher wichtiger in Hannahs Leben, ihr „Zuhause“ in der Fremde war.

Heidegger war Hannahs erste große Liebe, der sie auch trotz dessen Nähe zu den Nazis verbunden blieb. Lotte Köhler, die einzige noch lebende Freundin von Hannah Arendt, gab mir zu Beginn meiner Recherchen den Band mit der Korrespondenz zwischen Heidegger und Arendt mit dem Hinweis, dass Hannah alle seine Briefe in ihrer Nachttischschublade aufgehoben hat.

In einer Rückblende zeigen wir Hannah, wie sie Heidegger während eines Deutschlandbesuches wiedertrifft. Obwohl sie ihn kurz zuvor in einem Brief an Karl Jaspers als Mörder bezeichnet hatte. Edna Brocke, ihrer jungen Nichte, sagte sie als Erklärung: „Es gibt Dinge, die sind stärker als ein Mensch.“

 

 

 

 

Ihre Wahl für die Darstellerin der Hannah fiel auch diesmal wieder auf Barbara Sukowa. Warum?

Ich habe von Anfang an Barbara Sukowa in der Rolle der Hannah Arendt gesehen und mich zum Glück gegen anfängliche Widerstände gegen ihre Besetzung durchsetzen können. Ohne Barbara hätte ich den Film nicht gemacht. Ich brauchte eine Schauspielerin, der ich beim Denken zusehen kann. Das habe ich nur Barbara zugetraut.

 

Wie gut das Barbara Sukowa gelingt, wird unter anderem in der 8-minütigen Rede am Ende des Films deutlich. Viele Regisseure wären so ein Risiko, den Zuschauer so lange in einer Szene zu halten, nicht eingegangen. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Viele meinten, ein Film über Hannah Arendt müsste eigentlich mit einer Rede beginnen. Wir dagegen fangen mit einem Gespräch unter Freundinnen an, die über ihre Männer sprechen. Wir wollten, dass diese Schluss-Rede das Konglomerat ihres Denkens wird. Erst nachdem man verfolgen konnte, wie sie zu ihrer Erkenntnis über den Charakter von Eichmann gekommen ist, und wie sie dafür bestraft und angegriffen wird, ist man bereit, ihr so lange zu zuhören, weil man sich in sie und ihre Art zu denken hat verlieben können. Und Barbara macht das so intelligent und emotional zugleich, dass es einem den Atem verschlägt. Wir haben Hannahs Gedankengebäude langsam im Film aufgebaut, haben dessen Entwicklung gezeigt, um dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, Hannahs Gedanken zu folgen. Die Rede ist dann der Höhepunkt.

 

 

 

 

 

Eine geballte Frauen-Power findet sich auch im Stab wieder: Pam Katz als Ko-Autorin, Bettina Brokemper als Produzentin, Caroline Champetier als Kamerafrau, Bettina Böhler im Schnitt… Zufall oder eine ganz bewusste Entscheidung?

Das war von mir nicht angestrebt, das hat sich ergeben. Mag sein, dass es dennoch kein Zufall ist. Aber Hannah Arendt war das Gegenteil einer Feministin. HANNAH ARENDT ist also kein programmatischer „Frauenfilm“, sondern ein Film gemacht von Menschen, die sich mit großem Einsatz und hoher Professionalität engagiert haben, dem Leben von Hannah Arendt filmisch gerecht zu werden.

 

Nach Karl Jaspers, Lehrer und Freund Hannah Arendts, ist „das Wagnis der Öffentlichkeit nur möglich im Vertrauen auf die Menschen“. Jeder Ihrer Filme unterwirft sich diesem Wagnis. Worauf vertrauen Sie im Hinblick auf HANNAH ARENDT?

… im Sinne Hannah Arendts: dass der Zuschauer über Nichtwissen und Erstaunen zum Verstehen-Wollen und letztlich zum Verstehen gelangt.

 

 

 

Hannah Arendt Kinostart: 10. Januar 2013

 

Hannah Arendts Denken veränderte die Welt

Ein Film über Hannah Arendt und warum